(Nein, das ist nicht mein Regal. Ich wohne ja nicht im Museum...)
Ich bin immer interessiert an alten Büchern zur Geschichte, speziell der Militärhistorie. Das sind manchmal sehr interessante Quellen die man in der Form sonst nicht bekommt. Oft enthalten sie auch Karten und Illustrationen die es sonst nirgendwo gibt. Und besonders spannend sind natürlich Bücher aus einer Zeit, die möglichst nahe am Geschehen liegt, was manchmal heißt: je älter desto besser. Hab nicht so extrem viele davon, aber die, die ich habe, sind Zufallsfunde auf Büchermärkten oder in (nicht spezialisierten) Antiquariaten. Da bekommt man natürlich selten die besonders guten Exemplare - falls es sowas bei einer bestimmten Alterklasse überhaupt noch gibt - sondern eher nicht mehr ganz so tolles Material. Von den "Neun Pforten" also keine Spur, obwohl diese Jagd auch spannend ist.
Dieser Tage bemerkte ich an einem Ende meines Bücherregales zum wiederholten male einen nur hin und wieder wahrnehmbaren "staubig-muffigen" Geruch. Etwas, das ich im besten Falle als "Antiquariatsgeruch" bezeichnen würde. Die beste Ehefrau von allen, aufgefordert "auch mal zu riechen", bemerkte natürlich mal wieder nichts. Nun habe ich eine feine Nase, fast schon etwas überempfindlich, deshalb gingen mir schon immer viele Dinge auf den Wecker, die andere gar nicht bemerken. Ein Fluch und Segen zu gleich.
Also fange ich an zu herumschnuppern und der Verdächtige ist bald gefunden : ein über 100 Jahre altes Buch über den Krieg von 1870-71. Auf den ersten Blick merkt man nichts, steckt man die Nase ins Buch wird deutlich : ein ganzes Jahrhundert hat Spuren hinterlassen.
Nun riechen Bücher grundsätzlich, auch wenn Sie in einem nicht so schlechten Zustand sind. Neue Bücher riechen oft frisch - ich hab immer noch den Eindruck das sie das Papier parfümieren obwohl sie behaupten das wäre nicht so - oder eben intensiv nach Druckfarbe. Starker Druckfarbengeruch sorgt dafür, das solche Bücher gealtert manchmal etwas intensiver oder "schärfer" riechen als andere, selbst wenn sie ansonsten keine besonderen Gebrauchspuren vorweisen. Ein bißchen "dufte" werden alte Bücher oft aber zwangsläufig, vor allen Dingen wenn Sie benutzt und/oder herumgereicht wurden.
Papier bzw. Zellstoff ist ja ein Naturprodukt das natürlich altert und früher oder später irgendwann einfach "vergeht". Billige Bücher, alte Taschenbücher, die aus der billigsten "Pulpe" gemacht wurden (woher ja auch der Ausdruck für bestimmte Literaturgattungen stammt) zeigen den Effekt ganz besonders. Sie werden ganz von selbst braun, das Papier wird immer trockener und steifer und wird am Ende sogar brüchig. Von der Herstellungsart her handelt es sich bei sowas eigentlich um Wegwerfliteratur. Lesen und wegwerfen, wie bei Zeitungen, so war das mal gedacht. Sammlungen von alten Sciene-Fiction Büchern machen deshalb nur eingeschränkt Sinn, denn die zerfallen, ich habs gesehen und es war kein schöner Anblick...
Wollte man Bücher möglichst lange erhalten, müsste man a) in die Urspungsqualität investieren, also nur hochwertigstes Büttenpapier verwenden und b) sie sehr schonend behandeln und aufbewahren. Bei den meisten alten Büchern, die wir in die Hände bekommen, ist weder das eine noch das andere geschehen.
Das gilt besonders für Bücher die aus Zeiten stammen, wo die Umstände im Vergleich zu heute "problematisch" waren. Vor 1900 hatten die Leute keine Elektrizität, heizten mit Holz oder Kohle, beleuchteten ihre Häuser mit Kerzen oder Petroleumlampen und lebten oft in schlecht beheizten Räumlichkeiten mit hoher Luftfeuchtigkeit. (Auch nach 1900 war das noch sehr lange so) Dazu wurde manchmal geraucht was das Zeug hielt und man hat sich sicher nicht so oft die Griffel gewaschen wie wir das heute tun. Die Tätigkeiten der Leute waren allgemein oft mit mehr Schmutz behaftet als das heute der Fall ist. Von Küchenherden mit Glaskeramik-Feld und Dunstabzugshauben oder sowas wie Fußbodenheizungen oder Fernwärme träumten damals nicht mal die Autoren von Zukunftsromanen.
Wenn Bücher all dieses Anfassen, die Feuchtigkeit, Rauch, Ruß und Gerüche überberstanden hatten, landeten sie irgendwann in Antiquariaten bzw. deren Lagerräumen, die natürlich ebenfalls staubig und nicht unbedingt beheizt sind. Am besten legt der Antiquar noch einen drauf und raucht noch ein Abschlusspfeifchen. Wie der spanische Buchbinder in dem "Neun-Pforten"-Film mit seiner Zigarre - eine Szene bei der, denke ich, jeder zusammenzuckt.
Schlechte Aussichten also für alte Bücher. Sic transit gloria mundi - da (oder so) geht er hin der Ruhm der Welt.
So viel dazu. Wenn ich mit meinem "Imperium Germania"-Projekt weitermache, werde ich irgendwann zwei große alte Bücher wieder aus Folie auswickeln müssen um sie auszuwerten. Kein Spaß für die Nase, das weiß ich jetzt schon. Aber dann machte das Aufbewahren wenigstens Sinn und ein bißchen was davon werde ich hier dann verwenden, so daß wir alle was davon haben.
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