ImagiNations : Krieg in Ruritania

Eine anachronistisch-viktorianische narrative Wargamingkampagne

Vorab: Im Moment arbeite ich alle meine angedachten Figuren- und Wargaming-Projekt schriftlich aus um in bißchen schneller voran zu kommen. Mir hilft das aus unscharf entwickelten Ideen zu einem Plan zu kommen an dem ich mich orientieren kann. Das häuft sich in der nächsten Zeit leider ein bißchen, muss aber leider sein. Die Projekte selbst werde ich dann aber eher unregelmäßig weiter verfolgen, je nachdem was mir Spaß macht.

Das Konzept der "Imagi-Nations" ist mir zum ersten mal bewusst aufgefallen, als ich vor ein paar Jahren auf den unten gezeigten Artikel in der Zeitschrift "Miniature Wargames" stiess. Unter dem Titel "The best of Enemies" (Der beste aller Gegner) schreibt der Autor C.S. Grant in der Ausgabe 10/1984 über die 23 Jahre andauerende Wargaming-Kampagne, die er zusammen mit seinem Vater gespielt hat.



Diese fand in einer selbst erfundenen Welt statt, die Hintergrund und Landkarte lieferte. Diese "Welt" bestand scheinbar aus drei Ländern : "Die vereinigten freien Städte", Das "Palatinat" und die "Grand Duchy of Lorraine". Grant schreibt über seine Erinnerungen an diese Kampagne um andere Wargamer mit der Idee bekannt zu machen und gibt dabei ganz nebenbei auch einen interessanten Einblick in die Entstehungsgeschichte eines der wichtigsten Wargaming-Regelwerke. Denn die Regeln dieses ursprünglich privaten Spieles wurden später zu dem Buch "The War Game" von 1971, das einige Zeit das Standard-Werk unter den Wargaming Regelwerken war.

Ich fand die Idee sofort faszinierend. Und ich war nicht der einzige. Als ich mich umschaute entdeckte ich zahlreiche Wargaming-Blogs von Leuten, die das Konzept schon lange adoptiert hatten. (Einige davon habe ich hier auf der Seite verlinkt.)

"Imaginations are an offshoot of the Old School Wargaming movement that started around 2005. The fictional countries are largely modelled after the protagonists depicted in Peter Young's "Charge" book and Charles Grant, Sr's "The War Game", both published in the 1970s." TMP : What are ImagiNations?

"Viktorianik"

Meine ursprüngliche Idee, oder sagen wir der "Aufhänger", um irgendwas mit den 54mm Toysoldier-Formen von Prince August zu machen war die, einfach an einer schönen Figurenparade zu arbeiten und es dabei bewenden zu lassen. Aber irgendwie war mir das dann doch zu wenig. Zur Parade aufgestellt und schön aussehend können die Figuren ja immer noch ihre Zeit verbringen wenn man sie nicht anderweitig nutzt.

Also was kann man noch damit anfangen? So wie sie daherkommen sind sie ja nicht nur ein Abbild der heute noch zu besichtigenden Palastwachen der englischen Königin sondern auch ein Abbild der englischen Armee des ausgehenden viktorianischen Zeitalters. Da hätte man also Figuren von Soldaten wie sie z.B. auch 1870 oder im Jahre 1900 herumgelaufen sind und das ist schon mal ein Ansatz, jetzt wissen wir wo wir uns zeitlich orientieren sollten.

Historisches Vorbild : Ruritania

Gräbt man in der Richtung weiter, kommt man über den Umweg des "antiken Wargamings" zu so illustren Gestalten wie H.G.Wells, Robert Louis Stevenson oder auch - Überraschung - Winston Churchill. Und landet schließlich bei den sog. "Ruritanischen" Romanen, die Ende des 19. Jahrhunderts eine eigenes Roman-Genre bildeten.

Kernstück dieser Art von Romanen war, das die Handlung in einem fiktiven Fürstentum irgendwo an einem unbestimmten Ort in Mitteleuropa angesiedelt wurde. Für die Autoren war das von Vorteil, sie mussten weder Rücksicht auf historische Korrektheit noch auf Befindlichkeiten des Adels nehmen. Sie konnten Geschichten rund um Könige und Fürsten schreiben ohne das sich irgend jemand beleidigt fühlen konnte.

Namensgeber und Auslöser des Genres ist der Roman "Der Gefangene von Zenda" (1894) des Briten Anthony Hope, der in einem Land names "Ruritania" spielt, das irgendwo zwischen Sachsen und Böhmen angesiedelt ist aber nicht ganz genau lokalisiert werden kann. Hopes Buch war seinerzeit ein literarischer Erfolg zu dem er zwei Fortsetzungen schrieb und der zahlreiche Nachahmer inspirierte. Diese Form der Abenteuergeschichten war eine ganze Zeit sehr beliebt. Der "Gefangene von Zenda" blieb aber das populärste Werk dieser Art. Es wurde sogar mehrfach verfilmt, in Comics adaptiert und der Name "Ruritania" wird heute sogar in der Wissenschaft als Bezeichnung für hypothetische Länder benutzt.



Selbst die Comic-Reihe "Illustrierte Klassiker" widmete der Geschichte einen Band.

Man muss sich natürlich keine Vorlage wählen, aber ich denke das das eigentliche Ruritania ein schöner Ausgangspunkt für die Entwicklung einer ImagiNation-Kampagen ist. Und von allen anderen Geschichten dieser Art werde ich so viele wie möglich ebenfalls verwenden.

Überlegungen zu den Figuren

Wie oben erwähnt konzentriere ich mich bei diesem Projekt in erster Linie auf die Formen für 54mm Toysoldiers. Nimmt man nur diese Formenserie - so wie sie derzeit ist - verfügt man allerdings erst einmal nur über Engländer. Und ein paar Inder, wenn an will, aber die gehören ja (damals irgendwie) auch zu den Engländern. Das reicht so nicht so richtig aus.

"There are quite a few people into 18th Century imaginary armies. For a while I didn't get it; I used to think it was a waste of effort on perfectly good Prussians, Russians etc. After a while I caught myself on, and saw the fun in it. Not my cup of tea, but I can see the freedom in making up your own world and uniforms must be liberating.TMP: Why does th 18th Century attract "Imaginations"?

Natürlich könnte man die einfach - wie es manche ja machen - in Phantasie-Uniformen anmalen und so unterschiedliche Nationen herstellen, aber das ist nicht ganz mein Ding. Ich denke ich bleibe lieber bei einigermaßen historischen Farbgebungen damit sie, wenn sie in einer Vitrine stehen, auch "richtig" aussehen. Das ist ein bißchen mehr "zukunftssicher".

Dazu ein paar Löungsansätze:

  1. Das Formenset Nr. 800 enthält Köpfe die auch zu anderen Armeen passen. Mit den "Pickelhauben" (die die englische Armee damals auch hatte) ließen sich zumindest schon mal auch "Preussen" machen.

  2. Wie ich letztens geschrieben habe, bekommen wir hier ja noch Nachwuchs. Dann sollten auch Österreicher und Russen kein Problem mehr sein.

  3. Was ist mit den Musikern? Ein Teil der Formen hat ja mit der Darstellung von Militärmusikern zu tun. Die mache ich natürlich trotzdem, so viel Zeit muss ein. Die Parade-Aufstellung soll ja auch umgesetzt werden. In Ruritania wimmelt es nur so von Militärkapellen...

  4. Die 54mm-Napoleon-Serie darf oder kann auch geplündert werden : Husaren waren fast immer gleich, der Reiter geht also schon mal. Der franz. Küraßier geht auch durch, die reiten auch heute noch am 4. Juli über die Champs-Élysées wie sie schon Ende des 19. Jahrhunderts aussahen. Interessanterweise gab es im französischen Kaiserreich (bis 1871) auch Gardisten, die den Gardisten des großen Napoleons fast zum Verwechseln ähnlich sahen, will sagen : sie trugen fast die gleiche alte Uniform und immer noch die Bärenfellmützen. In einem grob am Ende des 19. Jahrhunderts verorteten Phantasie-Szenario könnten die also auch auftreten, auch wenn man das so nicht erwartet.

  5. Zu guter Letzt : Man hält einfach Auschau nach anderen ergänzenden Figuren. Schöne Ausrede zum Sammeln. Falls sie noch eine brauchen.

Anachronismus als Programm

Womit wir beim nächsten Punkt wären. Ein bißchen aus der Reihe tanzen darf das Ganze nämlich auch. Das machten auch die Vorbilder. Denn im Prinzip befinden wir uns ja auf dem Terrain der "Fantasy" - nicht in der adaptierten Version als Genrebegriff für mittelalterlich-antik angehauchte Geschichten al la "Sword & Sorcery" sondern der ursprünglichen Bedeutung des Begriffes für "Phantasie".

Anachronismus : "In einer fiktionalen Darstellung der Kunst können Anachronismen z. B. Gegenstände sein, die in der falschen Zeit angesiedelt werden."(Wikipedia)

In solchen Szenarean kann auch sein, daß beteiligte Armeen ganz unzeitgemäß aussehen. Oder vielleicht tauchen Völker, Waffen oder Fahrzeuge auf, die nicht ganz zu passen scheinen. Aber das Ende des 19. Jahrhunderts war eben eine Welt im Umbruch. Viktorianiche Geschichten sind voll davon, ein gutes Beispiel dafür sind z.B. die Jules Verne Geschichten.

Ende des 19. Jahrhunderts dachte man schon intensiv über Luftschiffe, Strahlenwaffen und ähnliche Kampfmaschinen nach. So weit werde ich wohl nicht gehen. Oder doch?

Narratives Spiel

Dieser Aspekt ist vielleicht der auf den ersten Blick seltsamste: Das "Figurenspiel" als Werkzeug zur Entwicklung von Geschichten, also einer begleitenden fortlaufenden Story. Anstatt Historie nachzuempfinden wird neue gestaltet. Das ist nicht wirklich neu, das Figurenspiel war schon immer ein gutes Vehikel zur Entwicklung von Geschichten. Wenn man sich zu so etwas aufraffen kann. Ich habe einige Beispiele davon im Netz gesehen und neben der Tatsache, das die dort gezeigten Szenarien immer schön anzuschauen waren, fand ich die Texte doch oft eher ermüdend. Und mich - obwohl ich recht schnell schreiben kann - würde sowas auch zu viel Zeit kosten. Was ich probieren werde, sind kleine Story-"Snippets" die die Kampagne mit "Handlung" füllen, nach Möglichkeit angereichtet mit passenden Illustrationen...

Lange schon gab es Vermutungen, nun wurde es wahr. Herzog Hermann von Hohenwald hat die Armee der Reichs-Koalition in Bewegung gesetzt um das kleine Ruritanien endgültig dem Imperium einzuverleiben. Doch zwei ruritanische Kanufahrer entdecken den heimlichen Überfall auf Schloß Adlerstein. Kann das Fürstentum die Verteidung noch rechtzeitig vorbereiten?

Und los gehts : Das Toysoldiers Starter Paket

Für die ersten Figuren habe ich die Form aus dem Toysoldiers-Starterset genommen. Und gleich vorab: gar nicht unpraktisch. Mit dieser Form aus dem Starter-Set alleine kann man schon eine kleine Parade realisieren. Einmal einen Soldaten mit dem Gewehr auf der Schulter und einen ohne Waffe als Offizier. In dem ersten eigentlichen Set der Serie wiederholt sich die Figur, allerdings mit 4 auswechselbaren Köpfen. Trotzdem ist der hier praktisch weil man die Köpfe gleich mitgießt und sich so ein bißchen Arbeit erspart.

Gießen war leicht wie man sieht, Luftkanäle habe ich keine geschnitten. Knackpunkt sind die Schultern, was einem nicht immer sofort auffällt. Erst wenn man die Arme montieren will, sieht man, das der Bogen rund um das Loch wo der Arm montiert wird, manchmal nicht ganz so ausgeprägt ist, wie es sein sollte. Darauf müssen sie achten sonst haben sie da zu große Lücken.



Das Ergebnis kann sich sehen lassen denke ich : Sehen fast so aus als würden sie aus einer alten Figurenpackung von "Britains" stammen. Und sind doch selbst gemacht. Die ersten Soldaten der Ruritanischen Grenadier-Garde.







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