Sehr zum Verdruss aller Sammler gibt bei den Größen, in denen Figuren gestaltet wurden und bei den von den Herstellern gemachten Angaben erhebliche Verwirrungen und Abweichungen. Die Hersteller und Modelleure von Figuren wurden sich in den letzten 200 Jahren nie ganz einig, wie groß Spielfiguren sein sollten und was bestimmte Größenangaben zu bedeuten haben.
Ein mittlerweile altbekanntes Problem, eine Standardisierung findet trotzdem auch heute noch nicht statt.
Es bleibt einem deshalb nur, die Figuren verschiedener Hersteller zu vergleichen. Den reinen Sammler von Figuren wird das Problem nicht weiter stören da er die Figuren um ihrer selbst willen sammelt. Der Wargamer oder Rollenspieler wird gegebenenfalls auch mit kleinen Abweichungen leben können da es mehr ums Spiel geht als um die perfekte modellbauerische Darstellung. Einzig der Dioramenbauer muss immer ganz genau hinsehen, da allzu starke Abweichungen ein harmonisches Bild stören würden.
Eine Unsitte, von der ich mich selbst nicht freisprechen kann, ist die Angabe von sog. Maßstäben bei Figuren. Man findet immer wieder, daß Figuren angeblich 1:32, 1:60 oder 1:72 groß sein sollen. Dabei sind solche Angaben technisch eigentlich gar nicht möglich. Bei der Größenfestlegung für eine zu gestaltende Figur kann man sich nämlich nur am Menschen orientieren und da die nun mal unterschiedlich groß sind und niemand sagen konnte oder kann, welche Körpergröße denn nun die Berechnungsgrundlage sein soll, ist es gar nicht möglich einen verlässlichen einheitlichen „Maßstab“ oder ein „Verkleinerungs-Verhältnis“ festzulegen. Dies ist sicher eine der Ursachen für die vielen Abweichungen, die wir auch innerhalb ein- und derselben Figurengröße vorfinden.
Eine weitere Fehlerquelle ist die Art, wie Hersteller bzw. Modelleure die Größe ihrer Figuren messen : Augenhöhe oder Scheitelhöhe, mit oder oder ohne Standfläche. Auch hier gibt es unterschiedliche Ansichten oder Traditionen.
Im angelsächsischen Sprachraum geistert ein ominöser „6 Fuß großer" Mann als angeblicher Ausgangspunkt für Maßstäbe der Modellbauhersteller durch die Diskussionen. (weiß der Himmel wo der herkommt) Das kann aber nicht ganz sein. Sechs Fuß entspricht 182,88 cm und ein Maßstab von 1/72 z.B. würde bedeuten das eine um den Faktor 72 kleiner modellierte Figur immer noch 25,2mm groß wäre. Aber 1/72-Figuren sind alle deutlich kleiner, sie sind etwa 21mm groß. Für sog. 25mm und 54mm Figuren kommt die Rechnung etwas besser hin - aber diese werden interessanterweise nicht über einen Maßstab sondern nach der Größe in Millimetern klassifiziert.
Die Größen von Zinn- und anderen Figuren sind früher irgendwann einmal willkürlich, wahrscheinlich aus praktischen Erwägungen, festgelegt worden. Zinnfiguren wurden im 19. Jahrhundert und auch später noch oft in Schachteln mit ganzen Figurengruppen verkauft. Und das war dann eine simple Rechnung : Ziel musste es sein, eine sinnvoll große Figurengruppe herzustellen deren Produktionskosten niedrig war und die somit von den Kunden zu erschwinglichen Preisen zu kaufen war. Daraus ergeben sich dann Anzahl der Figuren, die benötigte Zinnmenge, benötigte Arbeitsschritte und daraus wiederum eine ungefähre Größe der Figuren. Bei den größeren und massiveren "Bleisoldaten" des ausgehenden 19. Jahrhunderts hingegen waren sicher vor allem die Stabilität und die "Bespielbarkeit" wichtige Kriterien aber auch die "Kompatibilität" zu den damals bereits erhältlichen Spielzeugeisenbahnen.
Die Angaben von Maßstäben wie z.B. 1/72 oder 1/32 stammen von den Herstellern von Plastikmodellbausätzen die dazu passende Figuren herausbrachten. Obwohl sachlich nicht ganz richtig haben sich diese Maßstäbe als Bezeichnungen für Figurengrößen durchgesetzt und ich werde sie deshalb in der Folge auch benutzen - zumindest so weit das Sinn macht. Im Bereich von Zinnfiguren, Bleisoldaten und Wargamingfiguren ist nämlich die gängige Größenangabe die in Millimetern.
International ein beliebter Maßstab bei den Spielern von historischen Wargames. In Deutschland allerdings nicht sehr populär.
Diese Figurengröße - manchmal auch als „20mm“ bezeichnet - ist auf die Plastikfiguren zurückzuführen, mit deren Herstellung die englische Firma Airfix 1959/60 begann. Seitdem haben zahlreiche Hersteller ebenfalls Plastikfiguren herausgebracht, die zwar alle leicht voneinander abweichende Größen/Modellierungen haben, aber insgesamt relativ gut zueinander passen. Obwohl ein bißchen schlecht zu bemalen und sehr empfindlich, werden sie noch immer ganz gerne von Wargamern benutzt.
Seit den späten 60er Jahren populäre Größe für Wargaming-Zinnfiguren. Und trotz des allgemeinen Trendes zur Vergrößerung der Figuren immer noch ein sehr häufig benutzter Maßstab im historischen Bereich. Fälschlicherweise - auch in der Fachliteratur - wird die 25mm-Größe öfter mal mit dem 1/72-Maßstab gleichgesetzt. Wer sich das Größenvergleichsbild unten ansieht, wird sofort erkennen das das so nicht richtig sein kann. Die 25mm-Figur stellt eine eigene Größenklasse dar, die mit dem von Modellbaufirmen benutzten Maßstab 1/72 eigentlich nichts gemein hat. Zubehörteile (Häuser, Bäume, Fahrzeuge usw.) aus dem 25mm-Bereich sind allerdings oft passend zu 1/72-Figuren da Abweichungen nur schlecht erkennnbar sind.
Die Firma Ernst Heinrichsen entwickelt 1848 diese Größe für ihre Figuren, die sich danach immer mehr durchsetzte und im Jahr 1924 von internationalen Sammlervereinigungen als Standard anerkannt wurde. Sie ist seitdem die am meisten benutzte Größe für die klassische flache Zinnfigur. Die Scheitelhöhe eines „normalen Mannes“ ist in dieser Größe 30mm, die Augenhöhe 28mm. Von diesem Standard kommt wahrscheinlich auch die Methode der Messung der Höhe einer Figur von der Fußsohle bis zum Auge her. Die Messung der Augenhöhe - die von manchen ja in Frage gestellt wird - macht übrigens Sinn, da diese fast immer messbar ist, die Scheitelhöhe aufgrund der Kopfbedeckungen oft nicht.
Seit den 90er Jahren kann man den Trend zu beobachten, die anfänglich 25mm großen Wargaming-Figuren immer größer zu gestalten. Heute sind sehr viele Hersteller von Wargaming-Figuren bei 28-30mm-Figuren angelangt. Merkmal des Heroic-Scale sind etwas übergroße Köpfe, Waffen und Hände. Und der Trend zur Vergrößerung geht weiter, 32mm-35mm sind heute nicht mehr unüblich. Somit wird auch die Tradition, ein „eigenes Süppchen zu kochen“, ungebrochen weitergeführt.
Etwa um 1870 herum begannen die ersten Zingießereien damit, halb- oder vollplastische Spielfiguren herzustellen, bewusst größer und auch robuster als die bis dato erhältlichen Flachfiguren. Es entstanden zahlreiche Figurenserien im Größenbereich irgendwo um die 45mm herum, z.B. von den Firmen
Heyde,
Haffner,
Spenkuch u.a.
Die Zinngießformen der Firma „Schneider“, die ihre Formen fürs Selbstgießen ab 1904 verkaufte (und die wie die Firma Heyde bei dem unseligen Bombenangriff auf Dresden 1945 zerstört wurde), nahmen diesen Trend auf und erzeugen folgerichtig hauptsächlich Figuren in den Größen 40 und 45mm sowie auch Formen für 60mm-Figuren. Es darf davon ausgegangen werden, das dies einer der Gründe ist, warum auch später die Masse aller Selbstgießerformen in dieser Größe erschien. Die 40mm-Größe hält die Tradition des seit dem 19. Jahrhundert hergestellten „Bleisoldaten“ aufrecht.
Größenvergleich 1 - Figuren von 1/72 bis 50mm. Achtung - das Maß gibt die gemessene Augenhöhe ab Standfläche an. Von links nach rechts :
Die 54mm-Größe ist interessanterweise eine der ältesten Figurengrößen überhaupt. Die Firma CBG-Mignot (Paris) stellt schon seit 1789 Figuren her und - so weit ich das in Erfahrung bringen konnte - schon von Anfang an auch in 54mm-Größe. (*1) Die ab 1893 produzierende Firma „Britains“ schließlich eroberte den Figurenmarkt mit Hilfe eines kostengünstige Hohlgussverfahren und setzte die 54mm-Figur durch.
Heute teilt man die 54mm Figuren ein in den „Toy Soldier Style“ - eher „einfache“ Figuren im Stil des 19. und frühen 20. Jahrhunderts - und die hochwertigen, detailierten Figuren im „Connoisseur-Style“.
Verwandschaft zu 1:32
Die 54mm-Größe wird oft in einem Atemzug auch als 1:32 bezeichnet, ein Maßstab, der ursprünglich aus dem Plastikmodellbau stammt. Das ist an sich richtig, weil es sich um die gleiche Größenklasse handelt. Allerdings kommt es hier wieder auf die Art des Messens an, denn manche Hersteller orientieren sich genau an der 54mm-Augenhöhe, andere aber nicht und deren Figuren haben Scheitelhöhen von 52-56mm. Auch hier gibt es also keine völlig einheitlichen Größen.
Größenvergleich 2 - Figuren die als 54mm bzw. 1/32-Figuren bezeichnet werden. (Ausnahme : Schneider-Figur ganz rechts). Achtung - das Maß gibt die gemessene Augenhöhe ab Standfläche an. Von links nach rechts :
Die etwa 60mm große Schneider-Figur rechts außen läuft außer Konkurrenz, sie passt in Größe und Stil wenig zu den anderen Figuren. Der Friedrich ganz rechts und der Offizier ganz links haben beide die Augenhöhe von 54mm, die vier Kameraden in der Mitte entsprechen im Mittel dem 1/32-Maßstab.
Für uns wichtig zu sehen : Die großen Formen von Prince August erzeugen Figuren, die sehr gut mit anderen Figuren kombiniert werden können.
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